28/08/2025
Handwerk ist so wichtig🥰
Mein Name ist Karl. Ich bin 66, gelernter Heizungs- und Sanitärinstallateur, jetzt in Rente.
Über vierzig Jahre habe ich in Kellern und auf Baustellen gestanden. Ich habe Rohre verlegt, Heizungen repariert und dafür gesorgt, dass in den Häusern warmes Wasser aus dem Hahn kam. Keiner hat mich je gefragt, an welcher Universität ich war. Die einzige Frage war meistens: „Können Sie die Heizung wieder zum Laufen bringen, bevor die Kinder heute Abend frieren?“
Letzten Herbst war ich an der Grundschule meiner Enkelin Marie eingeladen – Berufsvorstellungstag. Da standen Ärztinnen, Anwälte, jemand aus der IT-Branche mit schickem Laptop. Ich war der Einzige im Blaumann, mit schwieligen Händen.
Als ich an der Reihe war, sagte ich: „Ich habe nie studiert. Aber ich habe Schulen, Altenheime und euer Rathaus mitgebaut. Und als im Winter ’96 die Heizung im Krankenhaus ausgefallen ist, war ich derjenige, der nachts um drei unten im Keller stand, mit einer Stirnlampe, damit die Patienten oben nicht im Kalten lagen.“
Die Kinder hörten plötzlich auf zu kichern. Sie stellten neugierige Fragen: „Wie wird man Installateur?“ „Kann man davon leben?“ „Haben Sie sich mal verbrannt?“ (Ja, und die Narbe habe ich immer noch.)
Nach dem Klingeln blieb ein Junge zurück. Dünn, rote Haare, Pullover viel zu groß. Er murmelte: „Mein Vater ist Maurer. Viele lachen über ihn, weil er kein Abitur hat. Aber… er ist der Einzige in der Familie, der Häuser bauen kann.“
Ich schaute ihn an und sagte: „Junge, dein Vater ist ein Held. Wenn das Dach leckt oder die Wand Risse hat, kommt kein Professor. Ein Maurer kommt.“
Das Problem ist: Wir reden über Handwerk oft so, als wäre es nur der Notnagel für die, die nicht „gut genug“ für die Uni sind. Aber ohne Handwerker funktioniert Deutschland nicht. Was nützt der beste Ingenieur, wenn keiner das Haus mauert, die Leitungen legt oder die Kabel zieht?
Vier Jahre nach dem Schulabschluss haben manche einen Bachelor, andere eine Ausbildung – und damit einen sicheren Beruf, gute Bezahlung, keine Schulden und eine Arbeit, die überall gebraucht wird. Und wenn im Januar die Heizung ausfällt, rettet dich kein Diplom. Sondern ein Monteur.
Vor kurzem traf ich die Mutter des rothaarigen Jungen im Supermarkt. Sie meinte: „Sie erinnern sich vielleicht nicht, aber Sie haben meinem Sohn gesagt, Handwerk sei wichtig. Seitdem begleitet er seinen Vater regelmäßig auf die Baustelle. Zum ersten Mal seit Jahren ist er begeistert von etwas.“
Und das ist der Kern: Respekt verändert Leben. Es geht nicht nur ums Rohr oder ums Kabel. Es geht um Stolz. Um Sinn. Etwas, das bleibt, lange nachdem die Arbeit getan ist.
Darum sollten wir nicht nur fragen: „Wo willst du studieren?“ Sondern auch: „Welchen Weg gehst du?“ Und wenn ein junger Mensch antwortet: „Ich werde Schreiner“ oder „Ich fange eine Lehre als Elektriker an“, dann sollten wir lächeln und sagen: „Großartig. Wir brauchen dich.“
Denn wir werden sie brauchen. Mehr als je zuvor. Und wenn die Heizung ausfällt oder das Wasser im Haus nicht mehr läuft, wirst du froh sein, dass sie da sind.